Ausgezeichnet für vorbildlichen Bürgermut
- Marnie Menkens
- 18. März
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Apr.
Verein zur Förderung kommunaler Prävention verleiht Preis für Zivilcourage am 14. März 2025
Bianca-Marianna Janßen (34) ruft die Polizei, als sie auf einem Supermarktparkplatz eine torkelnde Autofahrerin beobachtet, verhindert so eine weitere Trunkenheitsfahrt und womöglich Schlimmeres; Willy-Marec Hömmen eilt nach einem Handtaschendiebstahl zu Hilfe, verfolgt den Täter und bringt die Beute tatsächlich dem Opfer zurück; Timo L. (32) und Marc-Philipp Maibauer (32) schlagen zwei junge Männer lautstark in die Flucht, nachdem diese einen 37-Jährigen im Kurpark vom Fahrrad gezerrt und brutal attackiert hatten.
Einfach wegschauen, als andere in Not waren – das kam für diese vier Wilhelmshavener nicht infrage. Für ihren Einsatz erhielten sie jetzt beim Tag der Zivilcourage eine Auszeichnung vom Verein zur Förderung kommunaler Prävention (VKP) im Gemeindesaal der Banter Kirche.

Wichtige Haltung in schweren Zeiten
„Zivilcourage verdient Aufmerksamkeit – nicht nur heute, sondern jeden Tag im Jahr“, betont der VKP-Vorsitzende Dennis Futterlieb bei der Begrüßung und freut sich, dass der VKP nach einem Jahr Pause wieder solchen positiven Beispielen eine Bühne bieten kann – mit feierlichem Programm: Die Hafenrocker der Hafenschule spielen. Oberbürgermeister Carsten Feist und Pastor Frank Moritz loben das Engagement der Geehrten als vorbildlich. Später gibt es noch ein Frühstück und Schecks von der Bürgerstiftung der Sparkasse.
Großes Lob kommt zudem von Andreas Sagehorn, Präsident der Polizeidirektion Oldenburg: „Zivilcourage ist eine Haltung – über Geschlecht, Alter und Nationalitäten hinweg“, betont er. Diese Haltung sei umso wichtiger in Zeiten, in denen Respekt, Empathie und gegenseitiges Verständnis immer mehr verloren gingen und stattdessen rechtspopulistische Kräfte Ängste schürten. Für Sagehorn zählt es deshalb dazu, klare Kante zu zeigen und für die Demokratie einzustehen.
Carsten Feist stellt zugleich klar: Zivilcourage bedeute nicht, den Helden zu spielen. „Wir brauchen Vorbilder in einer Zeit, in der uns täglich negative Beispiele präsentiert werden.“
Die ausgezeichneten Fälle zeigen, dass es anders geht – und wie selbstverständlich Menschen für andere einstehen können. „Ich hatte noch lange schlaflose Nächte und habe mir ausgemalt, was alles hätte passieren können“, erzählt etwa Timo L., der am späten Abend des 9. Juli vergangenen Jahres mit seinem Freund nach einem Kneipenabend auf dem Heimweg war. Nahe der Musikmuschel zerrten die jungen Täter den Freund hinterrücks vom Fahrrad. Noch im Stehen schlug einer der Täter zu, dann fiel das Opfer zu Boden. Die Täter schlugen und traten nach – auf den Oberkörper und den Kopf. Timo L. versuchte lautstark, die Täter zu stoppen. Nicht zu helfen, sei keine Option gewesen. Dass damals der zweite Helfer Marc-Philipp Maibauer zufällig mit seinem Hund eine späte Gassirunde durch den Park drehte, sei glückliche Fügung gewesen. Die Täter aber seien bis heute nicht ermittelt. „Das macht mich schon wütend“, sagt er.
Willy-Marec Hömmen würde ebenfalls immer wieder so handeln wie am 27. Juni 2024, als er auf dem Parkplatz eines Aldi-Marktes in Bant Geschrei hörte. Eine Frau war Opfer eines Handtaschendiebstahls geworden, der Wilhelmshavener verfolgte den Täter, stellte ihn später tatsächlich zur Rede.
Helfer waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort
Der Dieb flüchtete zwar, die Handtasche samt Handy und Geldbörse händigte er aber aus. „Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und habe nicht lange gezögert“, sagt der 20-Jährige.
Bianca-Marianna Janßen hätte ebenso gut wegschauen können. Das tat sie aber nicht. Sie war mit ihrem Mann im Rewe-Markt an der Posener Straße einkaufen. Auf dem Weg zum Auto bemerkte sie eine Frau, die schief auf zwei Parkplätzen einparkte. Beim Aussteigen torkelte sie Richtung Supermarkt, schwankte mindestens einen halben Meter in jede Richtung. Mehr noch: Janßen bemerkte einen deutlichen Alkoholgeruch.
Sie rief die Polizei, wartete zusammen mit ihrem Mann vor dem Supermarkt auf die Beamten. Als die betrunkene Frau wieder zu ihrem Auto torkelte, stellte Janßen sie zur Rede. Die gab sofort zu, alkoholisiert Auto gefahren zu sein, händigte den Schlüssel freiwillig aus. Dass Janßen genau richtig gehandelt hatte, sollte der Atemalkoholtest der Polizei bestätigen. Das Ergebnis: 2,60 Promille. Über den Preis freue sie sich, sagt Janßen. Viel mehr aber würde sie sich wünschen, dass andere ebenfalls hinschauten und im richtigen Moment handelten, wenn andere Hilfe benötigten. Diesen Wunsch hat die Wilhelmshavenerin mit allen Ausgezeichneten gemein.
Die Hafenrocker der Wilhelmshavener Hafenschule sorgten für musikalische Unterhaltung.
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