ORANGE DAYS - Fallzahlen deutlich gestiegen – Zahlreiche Aktionen, Ausstellungen und Vorträge geplant
WILHELMSHAVEN. (AZ) Im vergangenen Jahr wurden 6,5 Prozent mehr Menschen bundesweit Opfer von häuslicher Gewalt als noch im Vorjahr. Damit entspricht auch 2023 dem Trend kontinuierlich steigender Zahlen. Für 2024 gibt es noch keine Statistik. Die Fälle ziehen sich durch alle sozialen Schichten und Nationalitäten. Für den Runden Tisch gegen häusliche Gewalt ein Grund mehr, in diesem Jahr zum inzwischen dritten Mal während der Orange Days laut und sichtbar gegen Gewalt an Frauen und Mädchen zu stehen – wieder unter dem Motto „Wilhelmshaven schaut nicht weg“. Mit verschiedenen Aktionen, Ausstellungen und Vorträgen klären sie zwei Wochen – vom Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen (25. November) bis zum Tag der Menschenrechte (10. Dezember) – über Gewalt an Frauen und Mädchen auf.
Herzstück ist Ausstellung
„Das Herzstück der Orange Days wird dieses Mal die Ausstellung ‘Herzschlag – Wenn aus Liebe Gewalt wird’ sein“, sagt Wilhelmshavens Gleichstellungsbeauftragte Nicole Biela. Vom 26. November bis zum 6. Dezember wird die Wanderausstellung im Obergeschoss der Nordseepassage (ehemaliges Impflokal) zu sehen sein. Sie thematisiert Grenzverletzung, wo Gewalt anfängt, aber auch gesunde Paarbeziehungen. Die Ausstellung informiert auch über Hilfsmöglichkeiten und Schutzprogramme. Begleitend werden Fachvorträge vom Frauenhaus, der Beratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt (BISS), der Täterberatung und ProBeweis angeboten. Außerdem werden orange bemalte Stühle unter den Ortseingangsschildern platziert. Gespendet wurden sie vom Entsorgungszentrum und bemalt von Wilhelmshavener Organisationen und Institutionen wie dem Pauline-Ahlsdorff-Haus sowie Inhaftierten der JVA. Nach der Aktion sollen die Stühle an verschiedenen Stellen im Stadtgebiet zu finden sein und mit einer Plakette versehen werden – ähnlich wie die Bänke 2023.
Obgleich es zahlreiche Formen von Gewalt an Frauen und Mädchen gibt, setzen die Organisatoren ihren Schwerpunkt auf (Ex-)Partnerschaftsgewalt. Auch, wenn viele bei häuslicher Gewalt an einen körperlich gewalttätigen Mann denken, die Formen der häuslichen Gewalt seien vielfältig, so Nicole Biela. Neben der physischen, erfahren viele Opfer auch psychische und ökonomische Gewalt, also das Ausnutzen finanzieller Überlegenheit, um das Opfer so in eine machtlose Situation zu bringen. Und: Opfer sind nicht nur Frauen, Täter nicht immer Partner. „Es geht um Macht und Kontrolle, nicht um eine Auseinandersetzung“, betont Biela.
Trennung ist häufig schwierig
Sich von einem gewalttätigen Partner zu trennen, ist bei weitem nicht so leicht, wie es von außen scheint. Das Opfer wird manipuliert, ist vielleicht finanziell vom Partner abhängig. „Frauen brauchen im Durchschnitt sieben Anläufe, bis sie sich von ihrem gewalttätigen Partner trennen“, ergänzt Jasmin vom Frauenhaus, die ihren Nachnamen aus Sicherheitsgründen nicht nennt. Häufig entstehe eine Gewaltspirale: Auf eine Eskalations- folge eine Honeymoon-Phase. Frauen fühlten sich wieder sicher, doch die nächste Eskalationsstufe komme bestimmt und werde nicht selten noch heftiger als die vorige. Deswegen betont Jasmin: Alle Frauen, die von Gewalt bedroht sind, sei es psychisch oder physisch, können sich an das Frauenhaus wenden, um Hilfe zu bekommen. Viele seien der Meinung, dass es bei ihnen „noch nicht schlimm genug“ ist, doch niemand sollte erst die nächste Eskalationsstufe abwarten, bevor er sich Hilfe ruft.
Das komplette Programm lesen Sie unter www.wilhelmshaven.de Stichwort „Orange Days“.
Comments